Meine erste Langdistanz „DATEV Challenge Roth 2018" (von Fabian Ruf)

Um es gleich vorweg zu nehmen, dieses Event, dieses Wochenende, dieser 01.07.2018 war aus sportlicher Hinsicht das größte, emotionalste und anstrengendste was ich bisher erleben durfte. Um es mit einem Wort auf den Punkt zu bringen „UNBESCHREIBLICH“. Trotzdem versuche ich mal den Raceday in den nächsten Zeilen etwas näher zu beschreiben, um euch teilhaben zu lassen an jeder einzelnen Sekunde vom 01. Juli 2018, meiner ersten Langdistanz „DATEV Challenge Roth“:

 

Eigentlich fehlen mir die Worte um diesen Tag zu beschreiben, das Gedankenkarussell ist immer noch (4 Tage danach) eine wilde Achterbahnfahrt und die Augen werden ab und zu noch feucht, beim Gedanken an prägende Momente wie Solarer Berg, Familie und Freunde an der Strecke oder dem Zieleinlauf.

 

DU HAST DAFÜR HART TRAINIERT UND MACHST DAS FREIWILLIG – ALSO FREU DICH UND GENIEß ES

Mit diesem Grundsatz habe ich versucht dieses ganze Wochenende in irgendeiner Form aufzusaugen und zu genießen. All die harte Arbeit im Vorfeld sollte nun belohnt werden. Die Nacht zuvor war erstaunlich gut und ich konnte, bis der Wecker mich um 03:45 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen hat, hervorragend schlafen. Nun war er also da, dieser besondere Tag: „3,8km Schwimmen - 180km Radfahren - 42,195km Laufen“. Vor dem Schwimmstart war die Anspannung enorm. Noch eine Umarmung, ein Küsschen von der Liebsten und dann ging es zum Schwimmstart.

 

Die Atmosphäre vor dem Start ist unbeschreiblich. Im Morgengrauen stehen tausende Menschen an einem Kanal und schicken dich unter Applaus & Anfeuerungsrufe in einen langen Tag. Ich drehe mich im Wasser nochmal um und schaue zur Brücke „This is your Moment“ steht da auf einem Schild zwischen den Menschenmassen. Ich gehe nochmals in mich und präge mir diesen Satz ein. Das ist dein Moment, dein Tag, genieß es. 7:00 Uhr, der Kanonenschlag der meinen Startschuss in ein bis dato unbekanntes Abenteuer bedeutet. Vor lauter Aufregung habe ich vergessen meine GPS-Uhr zu starten, sodass ich nach dem ersten Wendepunkt bei ca. 1.250m erstmal meine inoffizielle Zeitnahme startete. Das Schwimmen fühlt sich gut. Ich schwimme meinen Rhythmus und lasse mich auch nicht von mich bereits überholenden Schwimmern aus der nachfolgenden Startgruppen beeindrucken. Bei meiner schwächsten Disziplin heißt es immer noch Augen zu und durch, irgendwie halt. Die letzten Meter bis zum Schwimmausstieg liefen nochmals super, gepusht von der Menschenmasse am Ufer gebe ich nochmals alles und plötzlich ist der Schwimmausstieg da. Die Helfer ziehen mich aus dem Wasser. Im Augenwinkel sehe ich noch meine Frau und lächle Ihr kurz zu als Zeichen für „Alles in Ordnung, läuft“. Dann heißt es das geübte abspulen. Ich schnappe mir meinen Wechselbeutel und laufe ins Wechselzelt. Meine Helferin ein Engel (wie alle 7.500 freiwilligen Helfer - „Chapeau“) hilft mir aus dem Neo, frägt mich nebenher wie es mir geht (ich habe keine Ahnung mehr was ich geantwortet habe) und schickt mich dann mit einem „Viel Glück“ auf die 180km Radstrecke.

 

SOLARER BERG – MAN MUSS ES ALS TRIATHLET EINMAL ERLEBT HABEN (PARTY PARTY PARTY)

Die ersten Meter auf dem Rad fallen mir schwer. Mein bisher längstes Schwimmen sitzt mir noch in den Knochen, bzw. in der Muskulatur. Der linke Oberschenkel ist steinhart und macht dicht, daher erstmal mit hoher Frequenz und mäßiger Watt die Muskulatur hochfahren. Es ist noch früh am Morgen und noch ziemlich frisch. Die Stimmung zu Beginn der Radstrecke bereits grandios und ein Vorgeschmack auf das noch bevorstehende Rad-Highlight „SOLARER BERG“. Nach rund 40km sind die Beine voll da und ich kann meine anvisierten Wattvorgaben drücken. Die Zeit verfliegt: Verpflegung, Verkehr, Straßenbeschaffenheit, Windschatten, Wattbereiche, sorgen dafür, dass die Zeit auf dem Rad rasend schnell vorbeigeht. Zudem überall diese kleinen Stimmungsnester in den kleinen Ortschaften, die für tolle Stimmung und Atmosphäre sorgen. Und dann ist er da, der berühmtberüchtigte „SOLARER BERG“. Was soll man dazu sagen, außer „UNFASSBAR“. Von Hilpolstein kommend, kurz vor der Abbiegung kann man bereits aufgrund der Lautstärke erahnen was einen erwartet. Ich biege um die Ecke und werde vom Anblick und der Menschenmasse erschlagen. Vor mir ein Berg der gefüllt ist mit tausenden von Menschen. Da soll (darf) ich jetzt hochfahren? Ich lache innerlich und mir kommen wirklich leicht die Tränen. Gänsehaut pur! Die Absperrungen enden und ich fahre durch das Spalier (ca. 1,5m breit) den Berg hoch. Links und rechts unzählige Menschen und sie alle feuern uns an. Ich kann es nicht glauben und versuche es einfach zu genießen. Ich habe im Vorfeld so oft Bilder und Videos davon gesehen, bei Erzählungen gelauscht, aber nichts kann diesen Moment auch nur annähernd adäquat beschreiben. Dass da ein Anstieg ist, der es eigentlich in sich hat, merke ich gar nicht. Wattzahlen – in dem Moment völlig egal. Einfach fahren und genießen. Schreie, Klapser auf den Hintern, es ist die geilste Party, nur, dass ich mit dem Rad da bin ;-) Auf halber Strecke werde ich von meiner Frau und Freunden empfangen. Emotionen pur! und ein kurzes Zeichen „Immer noch alles in Ordnung, läuft weiterhin“. Die zweite Radrunde verläuft, trotz verstärkt aufkommenden Windes, voll nach Plan und die Wattvorgaben werden leicht übertroffen.

 

NUR NOCH 42,195 KILOMETER – JETZT KANN ES LOSGEHEN

Für viele Triathleten ist dies vermutlich einer der schlimmsten Momente, der Wechsel vom Rad zum Laufen und die damit bevorstehenden 42,195km des Marathons. Für mich allerdings ein Segen und die Gewissheit, dass jetzt meine stärkste Disziplin ansteht. Durch die muskulären Probleme nach dem Schwimmen wusste ich nicht genau wie sich die Muskulatur beim Laufen verhalten wird, aber nach den ersten 5 Metern war mir klar: Das wird mein Lauf! Kein Stück Erschöpfung, keine Schmerzen, nichts. Raus aus der anstrengenden Aeroposition nach ca. 5:30h hinein in das aufrechte Laufen. Pure Freude kommt bei mir innerlich auf. Ich fühle mich super und kann gleich wesentlich schneller als meine angedachte Pace von 4:40-4:45min/km laufen. Die ersten Kilometer nutze ich nochmals um mich zu verpflegen. Dann heißt es Tempo halten, Puls beobachten, sauberer Laufstil und immer geradeaus am Kanal entlang. Auch hier wieder unzählige Zuschauer die ein anfeuern und für tolle Stimmung sorgen. Bei der Halbmarathonmarke dann der erste Blick auf meine bisherige Gesamtzeit. Es ist genau 15:30 Uhr! Um die 10h Marke zu knacken müsste ich die zweite Hälfte des Marathons in unter 1:30h laufen mit einer Pace von 4:15 min/km. Keine 2 Sekunden darüber nachgedacht, dann war mir klar, dass ich mich auf das hier und jetzt konzentrieren muss und die Gesamtzeit zweitrangig ist. Laufe weiter konstant dein Tempo, es wird noch hart genug!

 

Ab Kilometer 25 geht es vom Main-Donau-Kanal über Roth nach Büchenbach. Ein ständiges auf und ab. Insbesondere die kurzen Anstiege sind Gift für die ermüdete Muskulatur und so langsam beginnt das Kopfkino. Nun heißt es mental Stark zu bleiben, den inneren Dialog aufnehmen und Kopf über Körper (in Form von Schmerzen) siegen lassen.

 

Kilometer 30 und meine Frau sowie Freunde empfangen mich lautstark und feuern mich an. Das tut unglaublich gut und setzt nochmals Kräfte frei (von ganzem Herzen ein großes Dankschön für die tolle Unterstützung). Wieder ein kurzes Zeichen „Immer noch alles in Ordnung, allerdings tut es zunehmend weh“.

 

Kilometer 35 und das auf und ab nach Büchenbach nimmt kein Ende. Mittlerweile wird jede zweite Verpflegungsstation dazu genutzt hindurchzulaufen und ausreichen zu trinken. Das warme Wetter macht sich bemerkbar, ist mir aber lieber wie kaltes und nasses Wetter. Der innere Dialog nimmt zu „Es sind nur noch 7km bis zum Ziel, 7km zwischen unzähligen Trainingsstunden und dem Finish. Reis dich zusammen, dafür hast du hart trainiert und schließlich willst du es so!“ Die Zwischenziele werden kürze, aber es hilft enorm sich Stück für Stück dem Ziel zu nähern.

 

Kilometer 40: Zurück in Roth und das Ziel ist zum Greifen nah. Ich bin immer noch voll konzentriert auf Pace, Puls, Laufstil und Verpflegung. Was erwartet mich wohl im Stadion und im Finish?

 

Zieleinlauf: Da liegt er, der rote Teppich, den ich tags zuvor noch bewundert habe und mir vorstellte wie es wohl sein wird über diesen durch den Zielbogen zu laufen. Unzählige Menschen, laute Musik, bekannte Gesichter (Frau und Freunde). Ich genieße jeden Meter „This is your Moment“. Die Schmerzen sind wie verflogen und ich kann es noch gar nicht fassen. Und dann ist er da dieser Moment des Zieleinlaufs: Freude, Emotionen, Stolz, Erleichterung, Schmerzen! „I'm an IRONMAN“.

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Kommentare: 1
  • #1

    Paddi (Freitag, 29 März 2019 13:04)

    Hey Fabi! Mega Bericht, super geschrieben!!! Da kommen bei mir auch die tollen Erinnerungen an Roth wieder hoch.
    Einfach das geilste Rennen überhaupt :-)
    LG

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